ABSCHIED NEHMEN…

Mary rief an. Ich hörte nur ein verzweifeltes Weinen, ein Stammeln.
„Was ist geschehen?“
„Lynn…“
Es dauerte einige Minuten, ehe sie soweit war, mir einigermaßen verständlich zu machen, dass meine geliebte Frau soeben mit einem Rettungshubschrauber der Army nach Belfast geflogen worden war.
Sie hatte schwerste Verbrennungen erlitten – wie ich erst viel später erfuhr, auch innere – und sollte schnellstmöglich in ein Krankenhaus transportiert werden, welches auf diese Art der Verletzungen spezialisiert war.

Was war geschehen? Schnell erzählt. Ein besoffener Ire hatte mit einer Seenotrettungspistole einen Schuss abgeben wollen. Punkt 12. Anscheinend aber beim Laden einen Fehler gemacht. Der Schuss ging schon beim Zuklappen – heißt das so – der Waffe los und die Magnesiumscheisse schoss, statt senkrecht in den Himmel, waagerecht los. Und traf eine Frau, die eigentlich nur fröhlich mit ihren Eltern und Nachbarn das Neue Jahr begrüßen wollte. Diese Frau war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 32 Jahre alt. Sie telefonierte mit ihrem Mann, den sie ein dreiviertel Jahr zuvor geheiratet hatte, nach elf glücklichen Jahren des Zusammenlebens.

In Belfast, in Nordirland, wurde sie in ein künstliches Koma versetzt.
Am 5. Januar 2002 starb sie. Wie gesagt: Mit 32 Jahren. Die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun.
Zurück ließ sie: Verzweifelte Eltern und einen Mann.
Und die Erinnerung, an einen lieben, wertvollen Menschen. Schöne Erinnerung. Die bleiben. Die mir NIEMAND mehr rauben kann.
Sie lehrte mich so viel.
Sie lehrte mich, zu sagen, was ich denke.
Sie lehrte mich, das Schöne zu sehen.
Sie lehrte mich, wieder ein Kind zu sein.
Auf einer Wiese, im Sommer
auf dem Rücken liegend und an einem Grashalm kauend
mit nackten Füßen
den Sommerwind zu spüren.

Aber vor allen Dingen lehrte sie mich die Liebe.

Autor: Werner Philipps

Mein Leben und ich! So könnte man den Inhalt meines Blogs kurz und knapp überschreiben. Er beinhaltet (ich hoffe in der richtigen Balance!) Episoden und Ereignisse aus meinem Leben (sic!), Humor und Gedichte... Lasst Euch einfach mal überraschen. Über Kommentare zu den einzelnen Artikeln freue ich mich natürlich auch sehr und meistens antworte ich sogar! Ich freue mich sehr über Euren Besuch. Herzlichst, Werner Philipps

12 Kommentare zu „ABSCHIED NEHMEN…“

  1. Lieber Werner, ich sollte dies hier finden.
    Wir haben beide unsere Lieblingsmenschen leider viel zu früh verloren.
    Sie haben uns verändert und geformt…wie Engel, und wir werden sie in unseren Herzen tragen, bis zu unserem letzten Atemzug.

    Fühl Dich umarmt und lieb gegrüßt
    von Gisela

    Gefällt 1 Person

  2. Ich habe heute einen kleinen Einblick in deine Lebensgeschichte erhalten und bin sehr still geworden. Sie muss ein „wunderbarer“ Mensch gewesen sein!
    LG

    Gefällt 1 Person

  3. Ich umarme dich und küsse dich auf die Stirn, dafür, dass du im Leben geblieben bist für deine Tochter, die stolz sein darf für ihren Vater. Es kommt vielleicht auch daraus, dass mein eigener Vater ein egoistischer Alkoholiker war und ich nie diese Liebe von ihm erfahren habe. Sorry, wenn ich sentimental werde. LG PP

    Gefällt 1 Person

  4. Wie lang ist das her und es werden noch Tränen geweint. Meine Tränen und es tut mir weh. Sie hat dir die Liebe gelehrt, das einzige, was zählt im Leben. Ich kann nicht mehr schlucken, es sperrt sich alles in meinem Kehlkopf. Ich empfinde dein Leid an mir. Eine Liebe zu verlieren ist das Schlimmste, schlimmer als der eigene Tod. Wie musst du gelitten haben, wie musst du traurig gewesen sein. Wie musst du stark gewesen sein, diesen Verlust zu überleben. Was musst du für ein Mensch sein. Ich verneige mich vor dir in Ehrfurcht, dein Freund Sven ..

    Gefällt 1 Person

      1. Hab schon manches irische Lied für dich auf meinem Blog gebracht. Aber warst du schon mal bei mir auf Gegenbesuch oder gehörst du auch zu jenen Menschen, die nur nehmen und nichts geben? Ich frag ja nur höflich weil ich schon so oft hier kommentierte, aber dich bei mir noch nie gesehen habe 🙂

        Gefällt 1 Person

          1. Das „gefällt mir“ klickst du halt im Reader an, aber auf meiner Statistik sehe ich dich nicht als Besucher, der mein Blog betritt. Und etwas hinterlassen als Worte wäre ja auch schön gewesen, mach ich bei dir ja auch, oder? Kostet mich ja auch Zeit, bei dir zu lesen und dort zu kommentieren. Aber ist deine Sache. Das Leben besteht aus Geben und Nehmen. Wenn du nur nehmen willst, kann ich dich nicht ändern. Die Menschen sind wie sie sind .. LG PP

            Gefällt 1 Person

              1. Aber ich hab immer noch kein Kommentar von dir zu einem meiner Texte. Willst du nur, dass andere bei dir kommentieren? Das Leben ist ein geben und nehmen. Du hast immer noch nicht bei mir kommentiert, obwohl ich dich schon darauf aufmerksam gemacht habe. Sag mal ehrlich, wie kann man so egoistisch sein?

                Like

Hinterlasse eine Antwort zu Herzkoma Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..