Karl Simrock | Der Rhein | Zweiter Teil | Fabeln von Mainz

Fabeln von Mainz

Eine andere Ehrenrettung von Mainz möge sich anschließen. Wer diese Stadt erbaut hat und woher sie ihren Namen leitet, ist keineswegs ein Geheimnis. Dennoch findet man hierüber in den alten Chroniken eine Menge fabelhafter Angaben, die den Namen von Sagen nicht verdienen und die wir keiner Erwähnung wert achten würden, wenn die Erfahrung nicht zu oft lehrte, daß sich auch aus den willkürlichsten Erfindungen unwissender Mönche, wenn sie nur alt sind, immer noch etwas lernen läßt.

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Karl Simrock | Der Rhein | Zweiter Teil | Die Hauptstraßen

Die Hauptstraßen

Doch der Ankömmling hat keine Zeit, sich solchen Erwägungen hinzugeben; er überläßt sich nicht einmal dem Genuß des Anblicks, sondern eilt der Stadt zu, die ihn, obgleich eine Festung, doch mit offenen Toren statt Armen empfängt. Oft und gern wird er künftig, wenn sein Aufenthalt von längerer Dauer ist, nach der Brücke zurückkehren. Ist er von kürzerer, will der mit dem Dampfschiff angekommene Fremdling vielleicht schon morgen oder in einer halben Stunde nach Worms oder Bingen, nach Frankfurt oder Alzey abgehen, so vertraue er sich meiner Führung. Ich bin nicht zum ersten Mal hier; Mainz, die Geburtsstadt meiner Eltern, ist mir lieb und wert, es liegt mir dran, sie aus dem Ruf zu bringen, als ob sie aus engen, krummen und winkeligen Gassen bestünde.

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Karl Simrock | Der Rhein | Zweiter Teil. Von Mainz bis Köln und Aachen

Zweiter Teil. Von Mainz bis Köln und Aachen

Mainz

Die Schiffbrücke

»So muß man sich plagen«, ruft ein dicker, freundlicher Mann in einem Kasten, »bis man seine hunderttausend Gulden beisammen hat.« Und behaglich streicht er die Kupferlinge ein, die ihm als Brückengeld entrichtet werden.

Mit wenigen Schritten stehen wir auf der berühmten Schiffbrücke und sehen die weißblauen Fluten des Rheins neben den rotgelben des Mains unvermischt hinfließen, bis sie sich in ihrem Brautbett, dem Binger Loch, im Herabfallen über Klippen vermählen. Vor uns mit seinem majestätischen Dom das einst goldene Mainz, zwar nicht mehr in der Mittagssonne seines Glanzes und Glücks, aber immer noch ein prächtiger Anblick.

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Karl Simrock | Der Rhein | Bergstraße und Odenwald

Bergstraße und Odenwald

Odenwald heißt das Gebirge zwischen Neckar, Rhein und Main, Bergstraße dessen westliche, dem Rhein zugekehrte Abdachung. Den Namen des Odenwalds von Odin, dem obersten der deutschen Götter, abzuleiten, müssen wir aufgeben, seit sich Jakob Grimm dagegen erklärt hat. Uns bleibt noch die Wahl zwischen drei Herleitungen: von dem Männernamen Odo, von ôdi (öde) und von ôd (Glückseligkeit). Öde ist heutzutage der Odenwald nicht mehr; warum sollte er es aber nicht gewesen sein, als er den Namen empfing? Das Glück wohnt, wenn irgendwo, in den Wäldern; doch weshalb vorzugsweise in diesem? Pries man ihn glücklich wegen der schönen Mischung von Laub- und Nadelholz, bei welcher jenes durchaus die Oberhand behält, oder der Milde seines Klimas wegen, die er der geringen Erhebung seiner Gebirge verdankt, die 2000 Fuß Meereshöhe selten übersteigen, während jene des föhrenreichen Schwarzwalds sich fast der Schneelinie nähern, indem das Eis mancher Schluchten nur in heißeren Sommern schmilzt? Wir ziehen die erste Ableitung vor, die mit der ältesten urkundlichen Form des Namens am besten stimmt; nur darf man dabei nicht an den viel jüngeren Kaiser Otto (Ottenwald) denken.

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Karl Simrock | Der Rhein | Neckartal


Zwischen Mannheim und Heidelberg bildet der Neckar kein eigenes Tal. Von seinem Gebirge verlassen, durchschneidet er quer, in vielfachen Windungen, ein fremdes Tal, das des Rheins, das hier immer noch auf beiden Seiten an die vier Stunden breit ist. Um ein Neckartal zu finden, müssen wir höher hinaufsteigen. Aber verweilen wir erst bei den Neckarmündungen. Nach der Meinung der Gelehrten waren diese in älterer Zeit nicht wie jetzt in der Gegend von Mannheim, sondern der Fluß wandte sich unterhalb Heidelberg rechts und lief längs der Bergstraße hin, um zugleich mit dem Main seine Wasser Mainz gegenüber in den Rhein zu gießen. Noch verraten gewundene Wiesenstreifen, auf denen hin und wieder Anker ausgegraben werden, sein altes Bett. Doch schon in den Römerzeiten muß wenigstens ein starker Arm bei dem heutigen Mannheim gemündet haben.

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Karl Simrock | Der Rhein | Rheinpfalz

Rheinpfalz

Von Straßburg abwärts wird der Rhein für den Handelsverkehr in Ober-, Mittel- und Niederrhein eingeteilt; drei Stromstrecken, welche die Natur selber durch größere Schiffbarkeit unterschieden hat. Jeder derselben entspricht einer der drei Hauptpunkte an dem handeltreibenden Rhein – Straßburg, Mainz und Köln –, welchen die Notwendigkeit der Umladung auf die geeigneten Schiffe ein natürliches, dann auch vom Reich anerkanntes und verbrieftes Stapelrecht verliehen hat. Der jugendliche Rhein oberhalb Straßburg fällt ganz außerhalb dieser Einteilung. Noch sind aber die zwischen Straßburg und Mainz fahrenden Schiffe von minderer Ladungsfähigkeit als die, deren man sich auf dem Mittelrhein, zwischen Mainz und Köln, oder gar auf dem Niederrhein, zwischen Köln und der Nordsee bedient. Und gleichwohl erhält ein oberländisches Schiff in Straßburg noch nicht die volle Ladung, sondern diese wird auf mehrere kleine, angehängte Fahrzeuge verteilt, von welchen sie erst zu Neuburg oder Schröck (Leopoldshafen bei Karlsruhe) auf das Hauptschiff zusammengebracht werden darf. Denn indem er sich der Rheinpfalz nähert, legt der Rhein allmählich sein Ungestüm ab und nimmt einen regelmäßigeren Lauf an.

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Karl Simrock | Der Rhein | Baden

Baden

Das dem Elsaß und der Rheinpfalz gegenüberliegende badische Land, dem wir schon in der Schweiz begegneten, wird in seinen malerisch und romantisch hervorragendsten Punkten in der Sektion Schwaben besprochen. Nur ausnahmsweise haben wir uns erlaubt, bei Breisach zu landen, weil diese Rheinstadt in der Schilderung des alten romantischen Landes wegen ihres Bezugs auf die Heldensage nicht vermißt werden darf.

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Karl Simrock | Der Rhein | Elsaß

Elsaß

Auf dieses blühende Land ist uns kaum einen Blick zu werfen vergönnt. Es wird fast in seiner ganzen Länge von der Ill und dem Napoleonskanal durchschnitten, der den Rhein mit der Rhône und so das Nordmeer mit dem Mittelländischen verbinden soll. Die Niederungen zwischen der Ill und dem Rhein bieten, den Blick auf die Doppelkette des Schwarzwalds und der Vogesen ausgenommen, wenig Reizendes dar. Erst jenseits der Ill öffnen sich die großartigen und doch lieblichen Täler des Wasgaus, wo jetzt der so oft als unpoetisch verschriebene Gewerbefleiß mitten in der abenteuerlichsten Romantik – am brausenden Wasserfall, bei dem zerfallenden Felsenschloß, neben wundertätigen Heiligenbildern – seinen Sitz aufgeschlagen hat.

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Karl Simrock | Der Rhein | Breisach und der Breisgau

Breisach und der Breisgau

Der nächste Ort, dessen wir gedenken, ist die alte Hauptstadt des Breisgaus. Um aber dem Spott über den vollen Siebenmeilenschritt von Basel nach Breisach auszuweichen, werfen wir unterwegs einen Blick auf das Städtchen Neuenburg, das dort unter den alten plutonischen Kuppen des Feldbergs, des Hochblauen und des Belchen liegt. Es ist durch Bernhard von Weimar, der hier seine kühne Seele aushauchte, doppelt merkwürdig. Das Jahr vorher hatte er es nämlich belagert und, über den hartnäckigen Widerstand der tapferen Neuenburger aufgebracht, sich vermessen, in der eroberten Stadt keinen Hund und keine Katze zu schonen. Als endlich die Übergabe erfolgte, gereute ihn das edle Blut; doch ließ er, um sein Wort zu lösen, alle Katzen und Hunde töten.

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Karl Simrock | Der Rhein | Eintritt ins große Rheintal

Eintritt ins große Rheintal

Hinter den letzten Rheinfällen beginnt eine neue Periode in der Jugendgeschichte unseres Stroms. War er bisher wie ein unbändiger Knabe auf unwegsamen Pfaden einhergelaufen und hatte sich selbst eine Straße durch Wald und Gebirge gebrochen, so führt ihn nun bald sein guter Genius in ein herrliches, weites Tal, das die wohlwollende Natur eigens für ihn geschaffen zu haben scheint.

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