Die Edda 4 | Erläuterungen/Einleitung

Einleitung.

Daß die Götter des Nordens auch die unsern waren, daß beide Bruderstämme, der deutsche und nordische, wie Sprache, Recht und Sitte, so auch den Glauben im Wesentlichen gemein hatten, daß OdhinWuotan ist und Thôr Donar, daß Asen und Ansen, Alfen und Elben, Sigurd und Siegfried nur andere Formen derselben mythischen Namen sind, darüber bleibt uns längst kein Zweifel. Wie kommt es denn, daß wir gegen die nordische Mythologie noch immer so gleichgültig thun als ob sie uns von Haut und Haar nichts anginge?

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Die Edda | Snorra-Edda/Sôlarliôth

Anhang.39.
Sôlarliôth, das Sonnenlied.

1Gut und Leben raubte lang   allen Lebenden

Jener grimme Greis:
Über die Wegscheide,   die er bewachte,
Konnte Keiner lebend kommen.

2Einsam immer   saß er und aß,
Lud nie den Mann zum Mal
Bis müd und matt   und unvermögend
Jetzt ein Gast die Gaße   gegangen kam.

3Des Tranks bedürftig   betheuerte sich der Fremdling

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Die Edda | 3. Aus der Skalda

3. Aus der Skalda.

Thors und Hrungnirs Kampf.

59. Thor war nach Osten gezogen, Unholde zu tödten. Odhin ritt auf Sleipnir gen Jötunheim und kam zu dem Riesen, der Hrungnir hieß. Da fragte Hrungnir, welchen Mann er da sehe mit dem Goldhelm, der Luft und Waßer reite? Er sagte auch, er reite ein sehr gutes Ross. Da sagte Odhin, er wolle sein Haupt verwetten, daß kein so gutes Ross in Jötunheim sei. Hrungnir sagte, jenes Ross möge gut sein; aber sein eignes Ross, das Gullfaxi heiße, mache viel weitere Sprünge. Hrungnir ward zornig, sprang auf sein Ross und setzte Odhin nach und gedachte, ihm seine Pralerei zu lohnen. Odhin ritt so schnell, daß er eine gute Strecke voraus war; aber Hrungnir war in so großem Jotenzorn, daß er nicht merkte wie er schon innerhalb der Asenmauer sei. Als er nun an das Thor der Halle kam, luden ihn die Asen zum Trinkgelag. Er trat in die Halle und begehrte einen Trunk. Sie nahmen die beiden Schalen, aus welchen Thor zu trinken pflegte, und Hrungnir leerte sie beide. Und als er trunken wurde, ließ er das Großsprechen nicht; er sagte, er wolle Walhall nehmen und nach Jötunheim bringen, Asgard versenken und alle Götter tödten außer Freyja und Sif, die wolle er mit sich heim führen. Darauf als Freyja ihm einschenkte, drohte er, den Asen all ihr Äl auszutrinken. Als aber die Asen sein Großsprechen verdroß, nannten sie Thors Namen: alsbald kam Thor in die Halle und schwang den Hammer und fragte zornig, wer Schuld sei, daß hundweise Jötune da trinken dürften, oder dem Hrungnir erlaubt habe, in Walhall zu sein, und warum ihm Freyja einschenke wie bei den Gelagen der Asen? Da antwortete Hrungnir und sagte, indem er mit unfreundlichen Augen auf Thor blickte, Odhin habe ihn zum Trinkgelag gebeten und er sei in dessen Frieden. Da sagte Thor, der Einladung solle den Hrungnir gereuen ehe er hinauskomme. Hrungnir entgegnete, Asathor werde wenig Ehre davon haben, wenn er ihn unbewaffnet tödte; mehr Muth verrathe er, wenn er es wage an der Ländergrenze bei Griottunagardr mit ihm zu kämpfen. Es war große Unklugheit, sagte er, daß ich Schild und Schleifstein daheim ließ. Wenn ich meine Waffen hier hätte, wollten wir gleich einen Holmgang versuchen; da dieß aber nicht der Fall ist, so beschuldige ich dich eines Neidingswerks, so du mich wehrlos tödten willst. Thor wollte sich der Annahme des Zweikampfes keineswegs entziehen, da er dazu aufgefordert worden ward, was ihm nie zuvor begegnet war.

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Die Edda | 2. Bragarœdhur.

2. Bragarœdhur. Bragis Gespräche.

55. Ein Mann heißt Ögir oder Hler; er bewohnte das Eiland, das nun Hlesey heißt und zwar sehr zauberkundig. Er unternahm eine Reise nach Asgard; und als die Asen von seiner Fahrt erfuhren, ward er wohl empfangen, jedoch mit allerlei Sinnverblendungen. Und am Abend, als das Trinken beginnen sollte, ließ Odhin Schwerter in die Halle tragen, die waren so glänzend, daß ein Schein davon ausging und es keiner andern Beleuchtung bedurfte, während man saß und trank. Da kamen die Asen zu ihrem Gelage und setzten sich auf ihre Hochsitze zwölf der Asen, die da zu Richtern bestellt waren. Dieß sind ihre Namen: Thôr, Niördr, Freyr, Tyr, Heimdall, Bragi, Widar, Wali, Uller, Hönir, Forseti, Loki. Desgleichen hießen die Asinnen: Frigg, Freyja, Gefion, Idun, Gerdr, Sigyn, Fulla, Nanna. Ögirn dauchte herlich Alles was er sah. Alle Wände waren mit schönen Schilden bedeckt, da war auch kräftiger Meth und des Trankes genug. Als Ögirs Nachbar saß Bragi und während sie tranken, tauschten sie Gespräche. Da sagte Bragi dem Ögir von manchen Geschichten, die sich vordem bei den Asen zugetragen.

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Die Edda | 1. Gylfaginnîng

1. Gylfaginnîng. Gylfis Verblendung.

1. König Gylfi beherschte das Land, das nun Swithiod (Schweden) heißt. Von ihm wird gesagt, daß er einer fahrenden Frau zum Lohn der Ergetzung durch ihren Gesang ein Pflugland in seinem Reiche gab, so groß als vier Ochsen pflügen könnten Tag und Nacht. Aber diese Frau war vom Asengeschlecht; ihr Name war Gefion. Sie nahm aus Jötunheim vier Ochsen, die sie mit einem Jötunen erzeugt hatte, und spannte sie vor den Pflug. Da ging der Pflug so mächtig und tief, daß sich das Land löste, und die Ochsen es westwärts ins Meer zogen bis sie in einem Sunde still stehen blieben. Da setzte Gefion das Land dahin, gab ihm Namen und nannte es Selund (Seeland). Und da wo das Land weggenommen worden, entstand ein See, den man in Schweden nun Löger (Mälar) heißt. Und im Löger liegen die Buchten so wie die Vorgebirge in Seeland. So sagt Bragi der alte:

Die Edda | 36. Gudhrûnarhvöt.

36. Gudhrûnarhvöt.Gudruns Aufreizung.

Da ging Gudrun ans Meer, nachdem sie Atli getödtet hatte. Sie ging in die See, sich umzubringen, mochte aber nicht versinken. Da ward sie von den Fluten über den Sund getragen an das Land König Jonakurs. Der nahm sie zur Ehe. Ihre Söhne waren Sörli, Erp und Hamdir. Dort wurde Swanhild, Sigurds Tochter, erzogen und Jörmunrek dem reichen zur Ehe gegeben. Bei dem war Bicki: der gab den Rath, daß Randwer, des Königs Sohn, sie zur Ehe nähme. Das verrieth Bicki dem Könige. Da ließ der König Randwern henken und Swanhilden von Pferden zertreten. Als Gudrun dieß hörte, sprach sie den Söhnen zu.

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Die Edda | 35. Atlamâl

35. Atlamâl.

Lied von Atli.

1 Die Welt weiß die Unthat,   wie weiland Männer
Huben Rath zu halten,   und den heimlichen Vorsatz
Mit Schwüren bestärkten.   Sie selber büßten es
Und die Erben Giukis,   die arg betrognen.

2 Die Fürsten erfaßte   ihr feindlich Geschick.
Übel berieth sich Atli   bei aller Klugheit:
Die Stütze stürzt’ er sich   im Streit mit sich selbst.
Er sandte schnelle Boten   daß seine Schwäger kämen.

3 Die schlaue Hausfrau   sann auf Mannesklugheit;
Sie wuste die Worte,   die heimlich gewechselten.
In Noth war die Weise,   die sie retten wollte:
Die Gesandten sollten segeln,   sie selbst daheim sein.

4 Da ritzte sie Runen:   die verritzte Wingi
Eh er sie abgab,   der Unheilstifter.
Die Schiffe steuerten   die Gesandten Atlis
Durch den armreichen Sund,   wo die Schnellen wohnten.

5 Bei festlicher Freude   ward Feuer gezündet;
Ob ihrer Ankunft   nicht ahnten sie Trug.
Die der Schwager geschickt,   die Geschenke nahmen sie
Und hingen sie arglos   auf an der Säule.

6 Högnis Hausfrau   hört’ es, Kostbera.
Da ging die kluge   und grüßte die Boten.
Auch Glaumwör, Gunnars   Gattin freute sich;
Sie gedachte der Pflicht   und pflegte die Gäste.

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Die Edda | 34. Atlakvidha.

Die Sage von Atli.

Gudrun, Giukis Tochter, rächte den Tod ihrer Brüder, wie das weltberühmt ist. Sie tödtete zuerst Atlis Söhne, darauf tödtete sie den Atli selbst und verbrannte die Halle mit allem Gesinde. Davon ist diese Sage gedichtet:

1
Atli sandte einst zu Gunnar
Einen klugen Boten, Knefröd genannt.
Er kam zu Giukis Hof und Gunnars Halle,
An der Bank des Heerdes zu süßem Gebräude.

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Die Edda | 33. Oddrûnargrâtr.

Oddruns Klage.

Heidrek hieß ein König, seine Tochter hieß Borgny und Wilmund ihr Geliebter. Sie konnte nicht gebären bis Oddrun hinzu kam, Atlis Schwester. Die war Gunnars Geliebte gewesen, des Sohnes Giukis. Von dieser Sage ist hier die Rede.1Ich hörte sagen   in alten Geschichten,

Daß eine Maid kam   gen Morgenland.
Niemand wuste   auf weiter Erde
Der Tochter Heidreks   Hülfe zu leisten.

2 Das hörte Oddrun,   Atlis Schwester,
In schweren Wehen   winde die Jungfrau sich.
Sie zog aus dem Stalle   den scharfgezäumten
Und schwang dem Schwarzgaul   den Sattel auf.

3 Sie spornte den schnellen   den ebnen Sandweg
Bis sie die hohe   Halle stehn sah.
Von des Rosses Rücken   riß sie den Sattel,
Trat ein und schritt   den Saal entlang.
Dieß war das erste   Wort, das sie sprach:

4 In diesen Gauen   giebt es was Neues?
Was hört man Gutes   in Hunnenland?Eine Magd sprach:

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