Gegen Verführung
Laßt Euch nicht verführen!
Es gibt keine Wiederkehr.
Der Tag steht in den Türen,
ihr könnt schon Nachtwind spüren:
Es kommt kein Morgen mehr.
Gegen Verführung
Laßt Euch nicht verführen!
Es gibt keine Wiederkehr.
Der Tag steht in den Türen,
ihr könnt schon Nachtwind spüren:
Es kommt kein Morgen mehr.
Höchstes Glück ist doch, zu spenden
Denen, die es schwerer haben
Und beschwingt, mit frohen Händen
Auszustreun die schönen Gaben.
Schöner ist doch keine Rose
Als das Antlitz des Beschenkten
Wenn gefüllet sich, o große
Freude, seine Hände senkten.
Nichts macht doch so gänzlich heiter
Als zu helfen allen, allen!
Geb ich, was ich hab, nicht weiter
Kann es mir doch nicht gefallen.
Evang.: Vom ungerechten Haushalter
Warum den eitlen Mammon mir Hast du gesellt nach deinem Willen? Nicht daß er, eine blanke Zier, Soll eingefreßne Schäden hüllen; Auch nicht die flücht’gen Stunden hier Mit frischem Erdenreiz zu füllen: Weiterlesen „Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Am zehnten Sonntage nach Pfingsten“ |
Das Unrecht geht heute einher mit sicherem Schritt.
Die Unterdrücker richten sich ein auf zehntausend Jahre.
Die Gewalt versichert: So, wie es ist, bleibt es.
Keine Stimme ertönt außer der Stimme der Herrschenden.
Und auf den Märkten sagt die Ausbeutung laut:
Jetzt beginne ich erst.
Aber von den Unterdrückten sagen viele jetzt:
Was wir wollen, geht niemals.
Wer noch lebt, sage nicht: niemals!
Das Sichere ist nicht sicher.
So, wie es ist, bleibt es nicht.
Wenn die Herrschenden gesprochen haben,
Werden die Beherrschten sprechen.
Wer wagt zu sagen: niemals?
An wem liegt es, wenn die Unterdrückung bleibt? An uns.
An wem liegt es, wenn sie zerbrochen wird?
Ebenfalls an uns.
Wer niedergeschlagen wird, der erhebe sich!
Wer verloren ist, kämpfe!
Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?
Denn die Besiegten von heute sind die Sieger von morgen,
Und aus Niemals wird: Heute noch!
Es wehten Sommerkleider. Enten schnabelten. Es knirschten kleine Steine, Und meine Blicke wippten über Beine Von Mädchen, die Mist gabelten.Ein weidgerechter Jäger kam daher, Der sein Gewehr An einem Fels zerschlug Und sprach: »Genug!«Scheu dumme – heißt nach unsrer Weltanschauung – Scheu dumme Hühner flüchteten nervös, Und eine himmlische Erbauung Kam über mich. Ich war niemandem bös.Im Achtzigkilometertempo prickelten Uns Phantasien über Tod und Glück, Und in dem Staub, den wir dabei entwickelten, Blieb rein Geschautes jämmerlich zurück.Wie ich mich fremd in viel Intimes dachte, So schnell vorbei, war’s keine Sünd. Zerzaust, beglückt, weil mir die Landschaft lachte Zur Autofahrt Stuttgart nach Schwäbisch-Gmünd. |
Ich schnürte meinen Ranzen Und kam zu einer Stadt, Allwo es mir im ganzen Recht gut gefallen hat.Nur eines macht beklommen, So freundlich sonst der Ort: Wer heute angekommen, Geht morgen wieder fort.Bekränzt mit Trauerweiden, Vorüber zieht der Fluß, Den jeder beim Verscheiden Zuletzt passieren muß.Wohl dem, der ohne Grauen, In Liebe treu bewährt, Zu jenen dunklen Auen Getrost hinüberfährt.Zwei Blinde, müd vom Wandern, Sah ich am Ufer stehn, Der eine sprach zum andern: »Leb wohl, auf Wiedersehn.« |
Ich hatte eine Landschaft in Öl gemalt, Und sie gefiel mir sehr: Ein blauer Himmel, aus dem die Sonne wie Wonne strahlt, Und darunter weites, ruhiges, grünes Meer. »Einsame Sehnsucht.«Danach fuhr ich irgendwo hin, Um einen kleinen Affen zu erwerben, Weil ich ein Tierfreund bin. Weiterlesen „Joachim Ringelnatz | Maler und Tierfreund“ |
Das Nasobēm
Auf seinen Nasen schreitet
einher das Nasobēm.
von seinem Kind begleitet.
Es steht noch nicht im Brehm.
Es steht noch nicht im Meyer.
Und auch im Brockhaus nicht.
Es trat aus meiner Leyer
zum ersten Mal ans Licht.
Auf seinen Nasen schreitet
(wie schon gesagt) seitdem,
von seinem Kind begleitet,
einher das Nasobēm.