Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Am zehnten Sonntage nach Pfingsten

Am zehnten Sonntage nach Pfingsten

Evang.: Vom ungerechten Haushalter

Warum den eitlen Mammon mir
Hast du gesellt nach deinem Willen?
Nicht daß er, eine blanke Zier,
Soll eingefreßne Schäden hüllen;
Auch nicht die flücht’gen Stunden hier
Mit frischem Erdenreiz zu füllen: Weiterlesen „Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Am zehnten Sonntage nach Pfingsten“

Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Am neunten Sonntage nach Pfingsten

Am neunten Sonntage nach Pfingsten

Evang.: Vom falschen Propheten

O hütet, hütet euch!
Die Luft hat sich umzogen,
Und in den Wolken grell und reich
Hebt sich ein falscher Friedensbogen,
Von dem ein Dämon niederstieg,
Der mit dem Ölzweig bringt den Krieg.Und allerorten stehn
Posaunende Propheten,
So aus dem Staube Stricke drehn,
So flach die Berge wollen treten.
O hüte dich, ehrwürd’ger Art
Ist ihr Gesicht und grau ihr Bart!Der Eine zeigt den Riß,
Wo soll auf nackten Höhen
Die göttliche Akropolis
Der christlichen Minerva stehen;
Folgst du ihm nach, du bleibst gebannt,
Wo noch kein Hälmchen Nahrung fand.Da magst vor ödem Stein
Du betend niedersinken,
Da lange noch wird dein Gebein
Ein warnend Beispiel niederblinken,
Als Eines, der zu eigner Not
Verwandelte in Stein das Brot.Der Andre deutet tief
Nach einer Höhle Gründen
Und meint in seinem Wahn, es rief
Ihm eine Stimme aus den Schlünden:
Hierher! Was offen, ist auch leer;
Im Dunkel wohnt die Füll‘! Hierher!O Diesem folge nicht
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Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Am siebenten Sonntage nach Pfingsten

Am siebenten Sonntage nach Pfingsten

Evang.: Von der Gerechtigkeit der Pharisäer

Wo bist du, der noch unversöhnt mit mir?
Gern will ich freudig meine Hand dir reichen.
Nicht weiß ich es, was ich verbrach an dir;
Verschwunden alte Zeiten, alte Zeichen.
Zerronnen sind mir Jahre wie ein Traum,
Und rückwärts wend‘ ich die Gedanken kaum
Zu Bildern, die wie Wolkenschatten bleichen.Aus harter Not und manchem bittern Kampf
Ist mir ein neues Leben aufgegangen. Weiterlesen „Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Am siebenten Sonntage nach Pfingsten“

Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | | Am sechsten Sonntage nach Pfingsten

Am sechsten Sonntage nach Pfingsten

Evang.: Vom Fischfang Petri

Die ganze Nacht hab‘ ich gefischt
Nach einer Perl‘ in meines Herzens Grund
Und nichts gefangen.
Wer hat mein Wesen so gemischt,
Daß Will’gen Wille steht zu aller Stund‘
In meiner Brust wie Tauben gegen Schlangen?Daß ich dir folgen möchte, ach,
Es ist doch wahr, ich darf es sonder Trug
Mir selber sagen. Weiterlesen „Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | | Am sechsten Sonntage nach Pfingsten“

Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Am fünften Sonntage nach Pfingsten

Am fünften Sonntage nach Pfingsten

Evang.: Vom Splitter und Balken

Ein Abgrund hat sich aufgetan
Dem Auge meiner Seele;
Verdorrt steht meines Lebens Bahn,
Wie ich es mir verhehle;
Die Wahrheit alle Schleier bricht:
Weh‘ mir, die Liebe hab ich nicht!Hat sich mein Herz so manchesmal
Verzweifelnd dran gehangen,
Wenn meine Sünden ohne Zahl
Gespenstig auf mich drangen:
Es ist doch wahr und ist kein Traum,
Mein Lieben war nur Dunst und Schaum.Wem bist du reich? Ist es nicht nur
Der Arme, so sich beuget?
Hast jemals freudiger Natur
Du milde dich geneiget?
Demütig nur und kummervoll
Erpreßt man dir den schnöden Zoll. Weiterlesen „Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Am fünften Sonntage nach Pfingsten“

Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Am vierten Sonntage nach Pfingsten

Am vierten Sonntage nach Pfingsten

»Wahrlich, sage ich Euch, im Himmel wird
mehr Freude sein über einen Sünder, der Buße tut,
als über neunundneunzig Gerechte«

So ist aus deines heil’gen Buches Schein
Gefallen denn ein Strahl in meine Nacht,
In meines Herzens modergrauen Schacht.
Du gabst ihn, Herr, du hast mir selbst gebracht,
Was ewig meiner Hoffnung Edelstein.Es ist zu viel, zu viel, ich faß es kaum:
Um meine ganz versunkne Seele, weh‘,
So öd‘ und aschig wie Gomorrhas See,
Um sie soll Freude sein in deiner Höh‘!
Es ist zu viel, weh‘ mir, es ist ein Traum!Kann wachsen denn wie des Polypen Arm
Aus Tränen die verlorne Eigenschaft?
Zieht mit der Reue wieder ein die Kraft?
Ist es genug, wenn tot die Leidenschaft
Zerfressen liegt wie von Insektenschwarm?Ist es genug von deiner Gnad‘ und Lieb‘,
Wenn über das Gebäude ausgebrannt
Sich sehnsuchtsvoll und betend streckt die Hand,
Die Hand, so alle Übel ausgesandt,
Die Hand, der, ach, das brand’ge Zeichen blieb?Und doch hast du ein heilig Wort gesandt,
Uns bindend mit gewalt’ger Gnadenpflicht,
Zu glauben gegen eigenes Gericht,
Was stöhnend aus des Herzens Kammer bricht
Und selber die Verwesung sich erkannt.Zu glauben, ach, wie süß und ach wie schwer!
Weh‘, nicht auf meine Sünden darf ich schaun,
Soll nicht in ihrem Schlamme das Vertraun
Ersticken wie ein Wild in Sumpfesgraun,
Wie ein Gevögel ob dem toten Meer.Was du gesprochen, Herr, wer meistert’s kühn?
Bist gnäd’ger du, als Menschensinn ermißt,
So bist du, Herr, der Heiland und der Christ;
Und ich, die nur ein düstrer Schatten ist,
Was darf ich anders tun als glaubend knien?

Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Am dritten Sonntage nach Pfingsten

Am dritten Sonntage nach Pfingsten

Evang.: Vom reichen Manne

Doch zu dem Reichen
Sprach Abraham: „Und hörten nie
Sie Mosen noch Prophetenschar,
Dann wahrlich nimmer glauben sie,
Stellt sich ein Toter ihnen dar.“
So ward die Scheidewand gelegt,
Und auf den Grabstein hat geprägt
Die Ewigkeit ihr stummes Zeichen.Wie brünstig flehend
Hab‘ ich so oft in mancher Nacht
An meine Toten mich gewandt,
Wie manchen Stundenschlag bewacht,
Wenn grau und wirbelnd lag das Land!
Und nicht ein Zeichen ward mir je,
Kein Knistern in des Lagers Näh‘,
Kein Schimmer längst den Wänden gehend.Hab‘ ich’s gefunden
Doch hart und lieblos manchesmal,
Daß das, dem ich so heiß geneigt,
Nicht einen Laut für meine Qual,
Kein Zeichen hatte los und leicht.
An ihrer Statt, so dünkte mich,
Würd‘ Alles, Alles wagen ich,
Zu lindern des Geliebten Wunden.Ihr konntet’s nimmer!
Ausfechten sollen wir den Kampf
Und bleiben dem Geschick die Macht.
Ich fühl‘ es wohl, der Seele Krampf
Zerrinnen müßte mit der Nacht,
Ja mit dem letzten Nebeltraum
Zerfließen muß des Bösen Schaum:
Drum bleibt die Wahrheit nur ein Schimmer. Weiterlesen „Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Am dritten Sonntage nach Pfingsten“

Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr |

Am zweiten Sonntage nach Pfingsten

»Der Eine sprach: ich habe ein Landhaus gekauft;
der Andere sprach: ich habe ein Weib genommen,
deshalb kann ich nicht kommen«

Ein Haus hab‘ ich gekauft, ein Weib hab‘ ich genommen,
Drum, Herr, kann ich nicht kommen.
Das Haus: mein Erdenleib,
Dess ich in Ruh‘ muß pflegen,
Die Poesie: das Weib,
Dem ich zu Füßen legen
Will meiner Liebe Frommen
Zu süßem Zeitvertreib.Gebrechlich ist mein Haus, bedarf gar sehr der Stützen,
Soll es mir ferner nützen.
So lieblich ist die Frau,
Sie zieht mich ohne Maßen
Zu ihrer Schönheit Schau.
Ach, ihr mag ich wohl lassen
Der lichten Stunden Blitzen,
Der Träume Dämmertau.Was fühl‘ ich denn so heiß in meinem Busen quellen,
Als wollt‘ es ihn zerschellen? Weiterlesen „Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr |“

Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | Fronleichnam

Am Fronleichnamstage

»Mein Fleisch ist wahrhaftig eine Speise,
und mein Blut ist wahrhaftig ein Trank«

O fasse Mut; er ist dir nah!
Du hast sein Fleisch, sein heilig Blut
Genossen ja.
O meine arme Seele, fasse Mut;
Er ist ja dein, er ward dein Fleisch und Blut.Nicht, wie ich sollte, reich und warm
Kam freilich ich zu deinem Mahl:
Ich war ein arm
Zerlumpter Gast; doch zitterte die Qual
In mir des Sehnens; Tränen sonder ZahlHab‘ ich vergossen in der Angst,
Die dennoch Freudeschauer war.
Sprich, warum bangst
Du vor der Arzenei so süß und klar,
Die Leben dir und Frieden bietet dar?Wohl ist es furchtbar, seinen Gott
Zu einen mit dem sünd’gen Leib;
Es klingt wie Spott.
O Herr, ich bin ein schwach und wirres Weib,
Und stärker als die Seele ist der Leib!So hab‘ ich schuldbeladen dir
In meiner Sünde mich vereint;
Doch riefst du mir
So laut wie Einem, der um Leben weint:
So ist es Gnade, was von oben scheint.Und hast du des Verstandes Fluch
Zu meiner Prüfung mir gestellt:
Er ist ein Trug.
Doch hast du selber ja, du Herr der Welt,
Hast selber den Verführer mir gesellt.Drum trau ich, daß du dessen nicht
Vergessen wirst an jenem Tag,
Daß dein Gericht
Mir sprechen wird: Den Irren seh‘ ich nach;
Dein Herz war willig, nur dein Kopf war schwach.

Annette von Droste-Hülshoff

Annette von Droste-Hülshoff | Das Geistliche Jahr | [Dreifaltigkeit]

Am ersten Sonntage nach Pfingsten

[Dreifaltigkeit]

»Darum gehet hin und lehret alle Völker und
taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes; und lehret sie Alles
halten, was ich Euch gesagt habe; und sehet,
ich bin bei Euch bis ans Ende der Welt.«

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