Gegen Verführung
Laßt Euch nicht verführen!
Es gibt keine Wiederkehr.
Der Tag steht in den Türen,
ihr könnt schon Nachtwind spüren:
Es kommt kein Morgen mehr.
Gegen Verführung
Laßt Euch nicht verführen!
Es gibt keine Wiederkehr.
Der Tag steht in den Türen,
ihr könnt schon Nachtwind spüren:
Es kommt kein Morgen mehr.
Höchstes Glück ist doch, zu spenden
Denen, die es schwerer haben
Und beschwingt, mit frohen Händen
Auszustreun die schönen Gaben.
Schöner ist doch keine Rose
Als das Antlitz des Beschenkten
Wenn gefüllet sich, o große
Freude, seine Hände senkten.
Nichts macht doch so gänzlich heiter
Als zu helfen allen, allen!
Geb ich, was ich hab, nicht weiter
Kann es mir doch nicht gefallen.
Das Unrecht geht heute einher mit sicherem Schritt.
Die Unterdrücker richten sich ein auf zehntausend Jahre.
Die Gewalt versichert: So, wie es ist, bleibt es.
Keine Stimme ertönt außer der Stimme der Herrschenden.
Und auf den Märkten sagt die Ausbeutung laut:
Jetzt beginne ich erst.
Aber von den Unterdrückten sagen viele jetzt:
Was wir wollen, geht niemals.
Wer noch lebt, sage nicht: niemals!
Das Sichere ist nicht sicher.
So, wie es ist, bleibt es nicht.
Wenn die Herrschenden gesprochen haben,
Werden die Beherrschten sprechen.
Wer wagt zu sagen: niemals?
An wem liegt es, wenn die Unterdrückung bleibt? An uns.
An wem liegt es, wenn sie zerbrochen wird?
Ebenfalls an uns.
Wer niedergeschlagen wird, der erhebe sich!
Wer verloren ist, kämpfe!
Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?
Denn die Besiegten von heute sind die Sieger von morgen,
Und aus Niemals wird: Heute noch!
Ich schnürte meinen Ranzen Und kam zu einer Stadt, Allwo es mir im ganzen Recht gut gefallen hat.Nur eines macht beklommen, So freundlich sonst der Ort: Wer heute angekommen, Geht morgen wieder fort.Bekränzt mit Trauerweiden, Vorüber zieht der Fluß, Den jeder beim Verscheiden Zuletzt passieren muß.Wohl dem, der ohne Grauen, In Liebe treu bewährt, Zu jenen dunklen Auen Getrost hinüberfährt.Zwei Blinde, müd vom Wandern, Sah ich am Ufer stehn, Der eine sprach zum andern: »Leb wohl, auf Wiedersehn.« |
Das Nasobēm
Auf seinen Nasen schreitet
einher das Nasobēm.
von seinem Kind begleitet.
Es steht noch nicht im Brehm.
Es steht noch nicht im Meyer.
Und auch im Brockhaus nicht.
Es trat aus meiner Leyer
zum ersten Mal ans Licht.
Auf seinen Nasen schreitet
(wie schon gesagt) seitdem,
von seinem Kind begleitet,
einher das Nasobēm.
(Frei nach Henry Newbolt.)
Der Morgenruf will verklingen, Keine Nachtwache legt sich aufs Ohr. Die Blaujacken summen und singen Beim Putzen von Raum und Rohr. Der Morgenruf will verklingen, Das Schiff fährt mit schwellenden Schwingen, Die Blaujacken summen und singen Beim Putzen von Raum und Rohr.Lustig! Laßt die Lunten glimmen, Téméraire! Téméraire! Los, Kartaunen: Löst die Stimmen, Téméraire! Téméraire! Lustig! Laßt die Lunten glimmen, Los, Kartaunen: Löst die Stimmen, Laßt in Liebe uns ergrimmen Für die Fighting Téméraire.Der Mittagsruf will verklingen, Die Schlacht gebar sich schwer, Das Schiff fliegt mit sausenden Schwingen, Sie laden Geschütz und Gewehr. Der Mittagsruf will verklingen, Das Schiff fliegt mit sausenden Schwingen, Die Blaujacken summen und singen Und laden Geschütz und Gewehr.Wut und Weh aus Donnerschlünden, Téméraire! Téméraire! Wer bleibt nach, wer wirds verkünden, Téméraire! Téméraire! Wut und Weh aus Donnerschlünden, Wer bleibt nach, der Welt zu künden, Wie sich Tod und Ruhm verbünden Auf der Fighting Téméraire.Kein Abendruf will erklingen, Die Sonne taucht unter in Blut. Und Geisterstimmen singen Von Lorbeer und Löwenmut. Es breitet die Nacht ihre Schwingen, Kein Abendruf will erklingen, Nur Geisterstimmen singen Von Lorbeer und Löwenmut.Fern im letzten Abendschimmer, Téméraire! Téméraire! Treibt das Schiff im Flutgeflimmer, Téméraire! Téméraire. Fern im letzten Abendschimmer Treibt das Schiff im Flutgeflimmer, Doch in Englands Liedern immer Lebt die Fighting Téméraire. |
Über die Bezeichnung Emigranten
Immer fand ich den Namen falsch, den man uns gab:
Emigranten.
Das heißt doch Auswandrer. Aber wir
Wanderten doch nicht aus, nach freiem Entschluß
Wählend ein andres Land. Wanderten wir doch auch nicht
Ein in ein Land, dort zu bleiben, womöglich für immer
Sondern wir flohen. Vertriebene sind wir, Verbannte.
Und kein Heim, ein Exil soll das Land sein, das uns da aufnahm.
Unruhig sitzen wir so, möglichst nahe den Grenzen
Wartend des Tags der Rückkehr, jede kleinste Veränderung
Jenseits der Grenze beobachtend, jeden Ankömmling
Eifrig befragend, nichts vergessend und nichts aufgebend
Und auch verzeihend nichts, was geschah, nichts verzeihend.
Ach, die Stille der Sunde täuscht uns nicht! Wir hören die Schreie
Aus ihren Lagern bis hierher. Sind wir doch selber
Fast wie Gerüchte von Untaten, die da entkamen
Über die Grenzen. Jeder von uns
Der mit zerrissenen Schuhn durch die Menge geht
Zeugt von der Schande, die jetzt unser Land befleckt.
Aber keiner von uns
Wird hier bleiben. Das letzte Wort
Ist noch nicht gesprochen.
Ihr greift mir schreiend in den Zaum, Oho, Ihr Herrn, das scheint kein Flüstern. Nehmt euch in Acht, mir wuchs der Flaum, Und meinem Pferde sprühn die Nüstern.Ich sehe bald am Waldesrand Die fluchtgewandten Hufe blitzen. Es traf euch keine Veilchenhand, Das war kein Rosendornenritzen.Nun schlag ich hoch mein Augenzelt Und löse meines Panzers Zwingen, Und atme tief ins Abendfeld – Der Sperber faltet seine Schwingen. |
Als die Frühmesse beendet war, Nahmen sich drei junge Weiber, Dicht am Kloster, nicht weit vom Altar, Drei junge Kälbertreiber.Die sechs fingen dort zu tanzen an, Und reckten die ranken Glieder, Und sangen dabei Hallelujah Und Welt- und Hochzeitslieder.Der Presbyter nahte in Eifer und Zorn Und seine Stimme bellte. Weiterlesen „Zur Blauen Stunde | Der lange Tanz“ |
Ein Bauerngrab.
Wo in der Kirche kühlen Gängen
Sich Fliese dicht an Fliese reiht
Und Gräber sich an Gräber drängen,
Ist jeder Wappenspruch geweiht.
Hier ruht in sechsundneunzig Truhen
Ein alt Geschlecht vom Leben aus,
In Seidenstrumpf und Eisenschuhen,
Im Panzer und im Genter Flaus.