Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Siebente Geschichte. Von dem Schlosse der Schneekönigin und was sich später darin zutrug.

Siebente Geschichte. Von dem Schlosse der Schneekönigin und was sich später darin zutrug.

Des Schlosses Wände waren gebildet von dem treibenden Schnee und Fenster und Thüren von den schneidenden Winden; da waren über hundert Säle, alle wie der Schnee sie zusammentrieb, der größte erstreckte sich mehrere Meilen lang, alle beleuchtet von dem starken Nordlicht, und sie waren leer, eisig, kalt und glänzend. Nie gab es hier Lustbarkeit, nicht einmal einen kleinen Bärenball, wozu der Sturm aufspielen und die Eisbären auf den Hinterfüßen gehen und dabei ihre Geberden hätten zeigen können; nie eine kleine Spielgesellschaft mit Maulklapp und Tatzenschlag; nie ein klein bischen Kaffeeklatsch von den weißen Fuchsfräuleins; leer, groß und kalt war es in den Sälen der Schneekönigin. Die Nordlichter flammten so genau, daß man sie zählen konnte, wenn sie am höchsten und wenn sie am niedrigsten standen. Mitten in diesem leeren unendlichen Schneesaale war ein zugefrorener See, der war in tausend Stücke gesprungen, aber jedes Stück war dem andern so gleich, daß es ein wahres Kunstwerk war. Mitten auf diesem saß die Schneekönigin, wenn sie zu Hause war, und dann sagte sie, daß sie im Spiegel des Verstandes sitze, und daß dieser der einzige und der beste in der Welt sei.

Weiterlesen „Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Siebente Geschichte. Von dem Schlosse der Schneekönigin und was sich später darin zutrug.“

Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Sechste Geschichte. Die Lappin und die Finnin.


Vor einem kleinen Hause hielten sie an, es war sehr ärmlich; das Dach ging bis zur Erde hinunter, und die Thür war so niedrig, daß die Familie auf dem Bauch kriechen mußte, wenn sie heraus oder hinein kommen wollte. Hier war außer einer alten Lappin, welche bei einer Thranlampe Fische kochte, Niemand zu Hause. Das Rennthier erzählte Gretchens ganze Geschichte, aber zuerst seine eigene, denn diese erschien ihm weit wichtiger, und Gretchen war von der Kälte so mitgenommen, daß sie nicht sprechen konnte.

Weiterlesen „Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Sechste Geschichte. Die Lappin und die Finnin.“

Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Fünfte Geschichte. Das kleine Räubermädchen.

Fünfte Geschichte. Das kleine Räubermädchen.

Sie fuhren durch den dunkeln Wald, aber die Kutsche leuchtete gleich einer Fackel. Das stach den Räubern in die Augen, das konnten sie nicht ertragen.

»Das ist Gold! das ist Gold!« riefen sie, stürzten hervor, ergriffen die Pferde, schlugen die kleinen Vorreiter, den Kutscher und die Diener todt, und zogen nun das kleine Gretchen aus dem Wagen.

Weiterlesen „Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Fünfte Geschichte. Das kleine Räubermädchen.“

Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Vierte Geschichte. Prinz und Prinzessin.

Vierte Geschichte. Prinz und Prinzessin.

Gretchen mußte wieder ausruhen. Da hüpfte dort auf dem Schnee, der Stelle, wo sie saß, gerade gegenüber, eine große Krähe, die hatte lange gesessen, sie betrachtet und mit dem Kopfe gewackelt; nun sagte sie: »Kra! kra! – gut‘ Tag! gut’Tag!« Besser konnte sie es nicht herausbringen, aber sie meinte es gut mit dem kleinen Mädchen und fragte, wohin sie allein in die weite Welt hinausgehe. Das Wort »allein« verstand Gretchen sehr wohl und fühlte recht, wie viel darin lag, und dann erzählte sie der Krähe ihr ganzes Leben und Geschick, und fragte, ob sie Karl nicht gesehen habe.

Die Krähe nickte ganz bedächtig und sagte! »Das könnte, sein!«

Weiterlesen „Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Vierte Geschichte. Prinz und Prinzessin.“

Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Dritte Geschichte. Der Blumengarten bei der Frau, welche zaubern konnte.

Dritte Geschichte. Der Blumengarten bei der Frau, welche zaubern konnte.

Aber wie erging es dem kleinen Gretchen, als Karl nicht zurückkehrte? Wo war er doch geblieben? – Niemand wußte es, Niemand konnte Bescheid geben. Die Knaben erzählten nur, daß sie ihn seinen Schlitten an einen prächtig großen haben binden sehen, der in die Straße hinein und aus dem Stadtthore gefahren sei, Niemand wußte, wo er war, viele Thränen flössen, das kleine Gretchen weinte viel und lange; dann sagten sie, er sei todt, er sei im Flusse versunken, der nahe bei der Stadt vorbei floß. O, das waren recht lange, finstere Wintertage.

Weiterlesen „Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Dritte Geschichte. Der Blumengarten bei der Frau, welche zaubern konnte.“

Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Zweite Geschichte. Ein kleiner Knabe und ein kleines Mädchen

Zweite Geschichte. Ein kleiner Knabe und ein kleines Mädchen.

Erste Illustration von Vilhelm Pedersen

Drinnen in der großen Stadt, wo so viele Menschen und Häuser sind, so daß dort nicht Platz genug ist, daß alle Leute einen kleinen Garten besitzen können, und wo sich deßhalb die Meisten mit Blumen in Blumentöpfen begnügen müssen, da waren doch zwei arme Kinder, die einen etwas größeren Garten als einen Blumentopf besaßen. Sie waren nicht Bruder und Schwester, aber sie waren sich so gut, als wenn sie es gewesen wären. Die Aeltern wohnten einander gerade gegenüber; sie wohnten in zwei Dachkammern, da, wo das Dach des einen Nachbarhauses gegen das andere stieß nnd die Wasserrinne zwischen den Dächern entlang lief. Hier war in jedem Hause ein kleines Fenster; man brauchte nur über die Rinne zu schreiten, so konnte man von dem einen Fenster zum andern gelangen.

Weiterlesen „Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Zweite Geschichte. Ein kleiner Knabe und ein kleines Mädchen“

Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Erste Geschichte, welche von dem Spiegel und den Scherben handelt.

Die Schneekönigin.

(In sieben Geschichten.)

Erste Geschichte, welche von dem Spiegel und den Scherben handelt.

Seht, nun fangen wir an. Wenn wir am Ende der Geschichte sind, wissen wir mehr als jetzt, denn es war ein böser Zauberer, einer der allerärgsten, es war der Teufel!

Eines Tages war er recht bei Laune, denn er hatte einen Spiegel gemacht, welcher die Eigenschaft besaß, daß alles Gute und Schöne, was sich darin spiegelte, fast zu Nichts zusammenschwand, aber das, was nichts taugte und sich schlecht ausnahm, das trat hervor und wurde noch ärger.

Weiterlesen „Hans Christian Andersen | Die Schneekönigin | Erste Geschichte, welche von dem Spiegel und den Scherben handelt.“