Pfingstmontag
»Also hat Gott die Welt geliebt, daß er ihr seinen
eingeborenen Sohn gesandt hat, damit Keiner,
der an ihn glaubt, verloren gehe. – Wer aber
nicht glaubt, der ist schon gerichtet«
Ist es der Glaube nur, dem du verheißen, Dann bin ich tot. O, Glaube, wie lebend’gen Blutes Kreisen, Er tut mir not; Ich hab‘ ihn nicht. Ach, nimmst du statt des Glaubens nicht die Liebe Und des Verlangens tränenschweren Zoll, So weiß ich nicht, wie mir noch Hoffnung bliebe. Gebrochen ist der Stab, das Maß ist voll Mir zum Gericht.Mein Heiland, der du liebst, wie Niemand liebt; Fühlst du denn kein Erbarmen, wenn so krank und tiefbetrübt Auf hartem Stein Dein Ebenbild In seiner Angst vergehend kniet und flehet? Ist denn der Glaube nur dein Gotteshauch? Hast du nicht tief in unsre Brust gesäet Mit deinem eignen Blut die Liebe auch? O sei doch mild!Ein hartes, schweres Wort hast du gesagt: Daß, wer nicht glaubt, Gerichtet ist. Ich seh‘ nicht, wo es tagt; Doch so beraubt Läßt er mich nicht, Der hingab seinen Sohn, den eingebornen, Für Sünder wie für Fromme allzugleich. Zu ihm ich schau, die Ärmste der Verlornen, Nur um ein Hoffnungswort; er ist so reich, Mein Gnadenlicht.Du Milder, der die Taufe der Begierde So gnädiglich Besiegelt selbst Sakramentes Würde: Nicht zweifle ich, Du hast gewiß Den Glauben des Verlangens, Sehnens Weihe Gesegnet auch, sonst wärst du wahrlich nicht So groß an Milde und so stark an Treue, Brächst du ein Zweiglein, draus die Knospe bricht Und Frucht verhieß.Was durch Verstandes Irren ich verbrochen, Ich hab‘ es ja Gebüßt so manchen Tag und manche Wochen; So sei mir nah Nach meiner Kraft, Die freilich ich geknickt durch eigne Schulden, Doch einmal aufzurichten nicht vermag, Will hoffen ich, will sehnen ich, will dulden; Dann gibst du Treuer wohl den Glauben nach, Der Hilfe schafft. |

Mich weht immer wieder einmal die Vermutung an, dass mehr Ungläubige (oder sich für ungläubig haltende Menschen) unbewusst zu Gott beten, als Gläubige es wissentlich tun. Der Wunsch zu glauben ist ein zutiefst menschlicher. Und wenn ich denn glaube, so an einen Gott, der darüber steht – für den es keinen Unterschied macht, ob ein Mensch an ihn oder an überhaupt einen Gott glaubt. Entscheidend ist doch, wie ein Mensch Mensch ist.
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