Fünftes Kapitel.
Eine Verlobung.
Am nächsten Morgen, da Herr Riedl eben seine Schlafkammer verlassen will, tritt ihm Frau Stölzl in der Küche entgegen. Die resolute Witwe spricht anfänglich kein Wort, sie stemmt nur die Arme in die Hüften und sieht ihren jungen Mieter durchdringend an. Dieser vermag ihren Blick nicht zu ertragen. Verlegen senkt er den Kopf, fährt sich mit den langen Fingern durch die krausen Haare und stottert endlich ein verschüchtertes »Guten Morgen, Frau Stölzl!«
Die Witwe mißt ihn immer drohender vom Kopf bis zu den Füßen.
»Na?« beginnt sie endlich mit unheimlicher Ruhe. »Ist das alles? Haben Sie mir sonst nichts zu sagen?«
»O, Frau Stölzl, – ich weiß wohl, daß heute der Erste ist!« Herr Riedl macht hier eine verzweifelte Anstrengung, seiner gestrengen Hauswirtin ins Gesicht zu sehen. Aber es geht nicht; etwas Raubtierähnliches liegt in dem Blicke dieses Weibes, das jetzt einen vernichtend ironischen Ton anschlägt.