Stoßt auf mit hellem hohem Klang!
Nun kommt das dritte Reich!
Ein Prosit unserm Stimmenfang!
Das war der erste Streich!
Der Wind schlug um. Nun pfeift ein Wind
Von griechisch-nordischer Prägung.
Bei Wotans Donner, jetzt beginnt
Die Dummheit als Volksbewegung.
Wir haben das Herz auf dem rechten Fleck,
weil sie uns sonst nichts ließen.
Die Köpfe haben ja doch keinen Zweck.
Damit kann der Deutsche nicht schießen.
Kein schönrer Tod ist auf der Welt,
als gleich millionenweise.
Die Industrie gibt uns neues Geld
Und Waffen zum Selbstkostenpreise.
Wir brauchen kein Brot, und nur eins ist not:
Die nationale Ehre!
Wir brauchen mal wieder den Heldentod
Und die großen Maschinengewehre.
Und deshalb müssen die Juden raus!
Sie müssen hinaus in die Ferne.
Wir wollen nicht sterben fürs Ullsteinhaus
Aber für Kirdorf* sehr gerne.
Die Deutsche Welle, die wächst heran,
als wie ein Eichenbaum.
Und Hitler ist der richtige Mann,
der schlägt auf der Welle den Schaum.
Der Reichstag ist ein Schweinestall,
wo sich kein Schwein auskennt.
Es braust ein Ruf wie Donnerhall:
Kreuzhimmelparlament!
Wir brauchen eine Diktatur
Viel eher als einen Staat.
Die deutschen Männer kapieren nur,
wenn überhaupt, nach Diktat.
Ihr Mannen, wie man es auch dreht,
wir brauchen zunächst einen Putsch!
Und falls Deutschland daran zugrunde geht,
juvivallera, juvivallera,
dann ist es eben futsch.
Geheimrat Kirdorf war, als Exponent der Schwerindustrie, einer der Finanziers Adolf Hitlers.
Interessantes und Wissenswertes:
Ganz rechts zu singen‘ erschien am 1.Oktober 1930 und war bei den Mächtigen des Landes wohl das verhassteste Gedicht von Kästner überhaupt. Das Gedicht zeigt deutlich, wie sehr der Autor vor der Entwicklung in Deutschland Angst hatte. Es ist direkt und provokativ. In ihm bewies Kästner seinen visionären, ja fast prophetischen Spürsinn.

Stark oder? Stellt euch das mal vor. So ein Gedicht zu schreiben, während die braune Gesinnung immer mehr Zulauf fand. Respekt Erich Kästner. Ich lese es gleich noch einmal !
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Trotz seiner Furcht und dem Wissen, was ihm geschehen konnte, so etwas zu schreiben. Ich wünschte, wir hätten heute noch solche Menschen…
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Stets aktuell, Heute mehr denn je..
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Ja, und ich befürchte, daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Leider.
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Dem ist nichts hinzuzufügen. Leider
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